
Reiseziel 6: Der Phong Nha-Ke Bang Nationalpark
Der Phong Nha-Ke Bang Nationalpark liegt in der Provinz Quang Binh im Zentrum Vietnams, nahe der Grenze zu Laos. Er wurde im Jahr 2003 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und zählt heute zu den eindrucksvollsten Naturregionen des Landes. Der Park umfasst eine Fläche von über 850 Quadratkilometern, die sich durch uralte Karstlandschaften, dichte Regenwälder, unterirdische Flüsse und ein weltweit einzigartiges Höhlensystem auszeichnen.
Der geologische Ursprung des Parks reicht etwa 400 Millionen Jahre zurück. Damit ist dieses Karstgebiet eines der ältesten in ganz Asien. Die Natur hat in dieser Zeit ein beeindruckendes Labyrinth aus Höhlen, Grotten, Tunneln und Flüssen geschaffen. Die Landschaft ist geprägt von steilen Kalksteinfelsen, tief eingeschnittenen Tälern, Flüssen und hunderten Höhlen - viele davon wurden erst in den letzten Jahren entdeckt.
Besonders berühmt ist der Nationalpark für seine Höhlenwelt, in der sich einige der größten, längsten und spektakulärsten Höhlen der Erde befinden. Zu den bekanntesten zählt die Son Doong-Höhle, die im Jahr 2009 von einem einheimischen Bauern entdeckt und später von britischen Forschern dokumentiert wurde. Sie gilt mit über 200 Metern Höhe, 150 Metern Breite und mehr als 9 Kilometern Länge als größte Höhle der Welt. In ihrem Inneren existieren ein eigenes Mikroklima, ein unterirdischer Fluss, ein Dschungel und riesige Stalagmitenformationen. Aufgrund ihrer Sensibilität ist die Höhle jedoch nur im Rahmen exklusiver Expeditionen mit limitierter Teilnehmerzahl zugänglich.
Eine weitere beeindruckende Höhle ist die Paradise Cave (vietnamesisch: Thien Duong-Höhle). Sie wurde 2005 entdeckt und zieht seither viele Besucher an. Die Höhle ist über 31 Kilometer lang, wovon etwa 1 Kilometer für Touristen erschlossen ist. Besucher bewegen sich über Holzstege durch imposante Hallen mit gewaltigen Tropfsteinformationen, die kunstvoll beleuchtet sind. Die Paradise Cave gilt als eine der schönsten Höhlen Vietnams.
Die Phong Nha-Höhle, nach der der Nationalpark benannt ist, war die erste bekannte Höhle der Region und ist per Boot über den Son-Fluss erreichbar. Ihre engen Durchgänge, gewaltigen Felswände und beeindruckenden Tropfsteingebilde machen sie zu einem beliebten Ziel für Tagesausflügler. Ebenfalls bekannt ist die Dark Cave (Hang Toi), die Abenteuerlustige mit Ziplining (Seilrutschen), Kajakfahrten, Schlammbädern und völliger Dunkelheit lockt - ein aktives Erlebnis mitten in der Natur.
Neben den Höhlen bietet der Park eine reiche Flora und Fauna. Hier leben zahlreiche gefährdete Tierarten wie der seltene Ha-Tinh-Langur, Malaienbären, Schuppentiere sowie über 300 Vogelarten. Der tropische Regenwald ist dicht und artenreich, mit hunderten Baumarten, Orchideen und Heilpflanzen.
Der Phong Nha-Ke Bang Nationalpark ist nicht nur ein Naturparadies, sondern auch ein bedeutendes Ziel für nachhaltigen Tourismus in Vietnam. Die Region rund um das Dorf Son Trach dient als touristischer Ausgangspunkt. Dort finden Besucher Unterkünfte von einer Einquartierung bei Gastfamilien bis hin zu Boutique-Hotels sowie Tourenanbieter für Höhlenexpeditionen, Wanderungen und Bootsfahrten.
Die beste Reisezeit liegt zwischen Februar und August, da es in dieser Phase trocken und angenehm warm ist. Während der Regenzeit von September bis Dezember kann es zu Überschwemmungen kommen, wodurch viele Höhlen unzugänglich sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Phong Nha-Ke Bang Nationalpark ein einzigartiger Ort für Naturliebhaber, Forscher und Abenteuerreisende ist. Er vereint spektakuläre Landschaften, wissenschaftliche Bedeutung und ökologische Vielfalt in einem Gebiet, das weltweit seinesgleichen sucht.